Das Seepferdchen-Abzeichen gilt oft als erster Meilenstein auf dem Weg zum sicheren Schwimmer. Eltern und Kinder sind stolz darauf, wenn der Nachwuchs dieses Abzeichen erlangt hat. Doch birgt dieser Stolz auch Gefahren? Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) warnt davor, das Seepferdchen als ausreichenden Nachweis für sicheres Schwimmen anzusehen. Tatsächlich sind die Anforderungen für das Seepferdchen vergleichsweise gering: Ein paar Baderegeln, 25-Meter-Schwimmen und das Heraufholen eines Gegenstandes aus schultertiefem Wasser – das war’s.
Sicheres Schwimmen ist jedoch mehr als nur das Erfüllen dieser Mindestanforderungen. Es geht darum, in Notlagen angemessen reagieren zu können und die eigenen Grenzen im Wasser zu kennen. Die DLRG betont daher, dass erst mit dem Schwimmabzeichen in Bronze die Sicherheit im Wasser nachgewiesen ist. Doch warum ist das so wichtig?
Die Realität im Wasser
Die Statistiken sind alarmierend: Laut der DLRG können rund ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland nicht schwimmen. Diese Zahl ist erschreckend hoch und hat konkrete Folgen. Im Jahr 2023 ertranken mehr als 378 Menschen in Deutschland, viele davon Kinder und Jugendliche. Die Unfallrate ist besonders hoch an unbewachten natürlichen Gewässern und in Schwimmbädern, insbesondere an den Rutschen.
Das Seepferdchen-Abzeichen vermittelt Kindern und Eltern oft eine trügerische Sicherheit. Viele glauben fälschlicherweise, dass ihr Kind nach dem Erwerb des Seepferdchens sicher schwimmen kann. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum.
Die Anforderungen für sicheres Schwimmen
Die DLRG definiert klare Anforderungen an sicheres Schwimmen, die über das Seepferdchen hinausgehen. Das Jugendschwimmabzeichen in Bronze setzt die Messlatte höher:
- Ein Sprung vom Beckenrand und mindestens 200 Meter Schwimmen in höchstens 15 Minuten.
- Das Heraufholen eines Gegenstandes aus ca. 2 Meter Tiefe.
- Ein Sprung aus 1 Meter Höhe oder ein Startsprung.
- Kenntnis der Baderegeln.
Die Herausforderungen beim Schwimmenlernen
Warum erreichen nur noch 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen das Bronze-Abzeichen? Die Gründe sind vielfältig. Neben familiären und schulischen Faktoren spielen auch Bäderschließungen eine Rolle. Ein Rückgang der Schwimmangebote und mangelnde Schwimmunterrichtsstunden in Schulen tragen dazu bei, dass viele Kinder nicht die Chance haben, sich ausreichend im Wasser zu bewegen.
Ein Appell zum Handeln
Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Es ist entscheidend, dass Kinder frühzeitig die Möglichkeit erhalten, sichere Schwimmer zu werden. Eltern, Schulen und Behörden müssen gemeinsam daran arbeiten, die Schwimmfähigkeit der Kinder zu verbessern. Das Seepferdchen allein reicht nicht aus. Nur wenn die Anforderungen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze erfüllt sind, kann von sicherem Schwimmen die Rede sein.
Fazit
Das Seepferdchen-Abzeichen ist ein wichtiger erster Schritt, aber es ist nicht ausreichend, um sicheres Schwimmen zu garantieren. Die DLRG warnt davor, sich von diesem Abzeichen in falscher Sicherheit zu wiegen. Nur wenn Kinder die Anforderungen des Schwimmabzeichens in Bronze erfüllen, können sie als sichere Schwimmer gelten. Es liegt an uns allen, die Schwimmfähigkeit unserer Kinder zu fördern und sicherzustellen, dass sie die notwendigen Fähigkeiten besitzen, um sich im Wasser zu bewegen und im Notfall richtig zu handeln.