Die Transiente Globale Amnesie (TGA) ist eine faszinierende neurologische Störung, die immer wieder Fragen aufwirft und Forscher vor Rätsel stellt. Insbesondere in Verbindung mit dem Phänomen des Eisbadens, das in einigen Kulturen als Gesundheitsförderung praktiziert wird, ist das Auftreten von TGA ein interessantes Thema der Diskussion und Forschung geworden.
Die transiente globale Amnesie (TGA) ist eine plötzliche und ausgeprägte Gedächtnisstörung, die sowohl retrograde als auch anterograde Amnesie verursacht. Diese Episode dauert in der Regel mindestens eine Stunde und kann bis zu 24 Stunden anhalten, wobei die typische Dauer zwischen 6 und 8 Stunden liegt. Obwohl die Symptome beunruhigend erscheinen mögen, verschwinden sie normalerweise innerhalb eines Tages, wobei die Patienten wieder zu einem normalen Gedächtnis zurückkehren. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Art von Amnesie nicht mit einem Verlust des Bewusstseins einhergeht; die Betroffenen bleiben wach, ansprechbar, aber verwirrt und ratlos.
Ein charakteristisches Merkmal der TGA ist die Beeinträchtigung der Merkspanne für neue Informationen, die auf 30 bis 180 Sekunden begrenzt ist. Dies bedeutet, dass Patienten Schwierigkeiten haben, neue Informationen über einen kurzen Zeitraum hinweg zu behalten. Trotzdem bleiben sie zur Person orientiert, obwohl repetitive Fragen und ein gestörter Zugriff auf alte Gedächtnisinhalte auftreten. Interessanterweise können sie weiterhin komplexe Aufgaben ausführen, wie zum Beispiel Auto fahren oder Kochen, obwohl sie sich später möglicherweise nicht daran erinnern können.
Wie eine TGA aussieht, könnt ihr hier im Video sehen:
Die Prävalenz und Charakteristika der Transienten Globalen Amnesie
Die Inzidenz der Transienten Globalen Amnesie wird auf etwa 3 bis 8 Fälle pro 100.000 Personen pro Jahr geschätzt, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Interessanterweise tritt die TGA hauptsächlich in der Altersgruppe zwischen 50 und 70 Jahren auf, wobei Fälle bei Personen unter 50 Jahren selten sind. Diese demografischen Daten bieten bereits einige Anhaltspunkte für potenzielle Ursachen und Risikofaktoren.
Die genaue Ursache der TGA ist weiterhin unklar, jedoch wird angenommen, dass eine multifaktorielle Funktionsstörung des mediobasalen Temporallappens, einschließlich beider Hippocampi, eine Rolle spielt. Dies könnte eine gestörte Konnektivität im limbischen System und den Verlust der Fehlertoleranz hippocampaler neuronaler Netzwerke mit einem Ausfall der synaptischen Übertragung umfassen.
Eisbaden und andere potenzielle Auslöser
Die TGA tritt oft nach bestimmten Ereignissen auf, die als potenzielle Auslöser fungieren können. Dazu gehören ausgeprägte körperliche Anstrengungen, emotional-psychische Belastungen, Geschlechtsverkehr und eben auch das Eisbaden. Es wird angenommen, dass das Risiko für eine TGA am Vormittag und am späten Nachmittag am größten ist.
Das Eisbaden, eine Praxis, die in einigen Kulturen als gesundheitsfördernd angesehen wird, könnte eine der aktivierten Auslöser sein, die zur TGA führen. Der plötzliche Kälteschock des Körpers könnte eine Reihe von physiologischen Reaktionen auslösen, die letztendlich zu einer vorübergehenden Störung der Gehirnfunktion führen könnten.
Mögliche pathophysiologische Mechanismen
Ein möglicher pathophysiologischer Mechanismus, der die TGA nach dem Eisbaden erklären könnte, ist das Valsalva-ähnliche Manöver, das häufig mit einer TGA-Episode einhergeht. Durch den erhöhten intrathorakalen Druck könnte es zu einem reduzierten venösen Rückstrom zum Herzen kommen, was wiederum zu einer intrakraniellen venösen Hypertension führen könnte. Dies könnte eine vorübergehende venöse Ischämie in den für das Gedächtnis relevanten Hirnarealen verursachen, was zu den charakteristischen Amnesiesymptomen führt.
Darüber hinaus könnte das Eisbaden als Trigger für eine stressvermittelte Kaskade dienen, die zu einer vorübergehenden Störung der zellulären Energieversorgung im Hippocampus führt. Diese vorübergehende Energiestörung könnte die Gedächtnisfunktion beeinträchtigen und somit zu einer TGA führen.
Im Video von Dr. Janis wird die TGA ganz gut erklärt:
Diagnose bzw. Krankheitserkennung
Es ist wichtig zu betonen, dass abgesehen von der Amnesie keine anderen neurologischen Anzeichen vorhanden sind, die auf einen Schlaganfall oder eine andere ernsthafte Erkrankung hinweisen würden. Zusätzliche kognitive Defizite fehlen ebenfalls. Dennoch muss eine gründliche Diagnosestellung erfolgen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen, wie etwa vorangegangene traumatische Ereignisse oder epileptische Anfälle.
Die Diagnose der TGA basiert hauptsächlich auf der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und neurologischen Tests. Klinische Symptome wie Somnolenz, starke Kopfschmerzen oder Fieber deuten eher auf andere Ursachen hin. Das Ausmaß der Amnesie kann durch einfache Tests wie dem Erinnern von Worten oder dem Wiederfinden versteckter Objekte im Raum beurteilt werden. Zusätzlich können formale neuropsychologische Tests durchgeführt werden.
Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) können die Diagnose unterstützen, indem sie typische Läsionen im Hippocampus zeigen, die charakteristisch für die TGA sind. Diese Läsionen treten normalerweise nach dem Abklingen der Symptome auf und können noch bis zu zwei Wochen nachweisbar sein. In einigen Fällen können auch andere Hirnregionen betroffen sein, was auf eine mögliche vaskuläre Ursache hinweisen könnte.
In Fällen, in denen die Symptome atypisch sind oder andere Ursachen in Betracht gezogen werden müssen, kann eine sofortige Bildgebung mittels Computertomographie (CT) oder MRT erforderlich sein. Elektroenzephalographie (EEG) kann ebenfalls durchgeführt werden, um Anzeichen einer epileptischen Aktivität zu erkennen, obwohl sie bei TGA-Patienten in der Regel unauffällig ist.
Therapieansätze bei einer TGA
Bisher gibt es keine spezifische kausale Therapie für TGA. Die Behandlung konzentriert sich hauptsächlich darauf, den Patienten zu beruhigen und die Angehörigen zu unterstützen. Eine stationäre Überwachung für mindestens 24 Stunden oder bis zum Abklingen der Symptome kann in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn keine Möglichkeit besteht, dass Angehörige den Patienten überwachen.
Die Beruhigung des Patienten und die Bereitstellung eines stabilen Umfelds sind entscheidend, um die Angst und Verwirrung zu lindern, die oft mit TGA einhergehen. Eine umfassende Untersuchung, um andere mögliche Ursachen für den Gedächtnisverlust auszuschließen, ist ebenfalls wichtig, um die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten.
Prognose für Patienten mit TGA
Die Prognose für Patienten mit TGA nach dem Eisbaden variiert, aber in der Regel kehrt das Gedächtnis innerhalb von Stunden bis Tagen zurück, und die Patienten erholen sich vollständig. Es besteht jedoch ein Risiko für ein Wiederauftreten von TGA, das zwischen 12 und 27 Prozent liegt.
Interessanterweise gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Risiko für TGA-Rezidive und verschiedenen Faktoren wie Migräne, Depression und sexueller Aktivität als mögliche Triggerfaktoren. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer gründlichen Untersuchung und Betreuung von Patienten, um potenzielle Auslöser zu identifizieren und zu managen.
Leichte kognitive Störungen können bei einigen Patienten, insbesondere bei wiederholter TGA, noch einige Wochen nach dem Ereignis bestehen bleiben. Es gibt jedoch keine Hinweise auf chronische Folgeerscheinungen wie zerebrale Ischämien, chronische Gedächtnisstörungen oder demenzielle Syndrome. Sogar bildgebende Befunde sind im weiteren Verlauf nicht mehr nachweisbar, was darauf hinweist, dass die Funktionsstörungen vorübergehend sind und keine langfristigen strukturellen Veränderungen im Gehirn verursachen.
Schlussfolgerungen und zukünftige Forschung
Insgesamt ist die TGA nach dem Eisbaden zwar eine seltene Erscheinung, aber dennoch wichtig zu erkennen und zu verstehen. Eine gründliche Diagnosestellung ist entscheidend, um andere ernsthafte Erkrankungen auszuschließen und den Patienten die angemessene Betreuung und Beratung zu ermöglichen.
Die Verbindung zwischen Eisbaden und transienter globaler Amnesie wirft viele Fragen auf, die noch nicht abschließend beantwortet sind. Es ist wichtig, dass weiterführende Forschung durchgeführt wird, um die zugrunde liegenden Mechanismen und potenziellen Risikofaktoren besser zu verstehen.
Insgesamt zeigt die Analyse der potenziellen Zusammenhänge zwischen Eisbaden und transienter globaler Amnesie, dass es noch viel zu entdecken gibt und dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um Licht in dieses faszinierende neurologische Phänomen zu bringen.
Quellen
- Sander D et al. AWMF S1-Leitlinie Transiente globale Anmnesie, Stand 10/2022
- Hufschmidt, Andreas; Lücking, Carl Hermann; Rauer, Sebastian; et al. (2017): Neurologie compact – Für Klinik und Praxis. Thieme. 697-698.
- Radiopaedia Transient global amnesia, abgerufen am 28.01.2023